Tanzstudios fordern Hilfe

Die meisten Tanzstudios finanzieren sich über die Beiträge der Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer. Diese bezahlen regelmässig eine Miete für die Räumlichkeiten, um dort ihre Unterrichtsstunden abzuhalten. Doch auch deren finanzielle Situation ist durch die aktuellen Coronamassnahmen bedroht. «Sie erwarten spätestens jetzt den Erlass ihrer Mieten, da ihre finanziellen Reserven aufgebraucht sind», schreibt Dominique Cardito, die Präsidentin des Tanzbüro Basel, in einem offenen Brief der Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer sowie der Studios. Das Schreiben richtet sich an die Regierungen von Basel-Stadt und Baselland.

– schreibt die bzbasel.ch am 24.3.2021

Es ist Zeit, für die Freiheit der Kunst einzustehen

Vorbild soll die Kultur sein, wieder einmal, und das bekommt ihr nicht. Diesmal soll sie ein Vorbild sein im Verzicht: Theater und Museen schlossen früh. Nicht weil man sich dort besonders leicht infizieren könnte – auch bei Hygienekonzepten waren die Kultureinrichtungen vorbildlich, der Sicherheitsabstand funktionierte hier um einiges besser als in den länger geöffneten Geschäften und Fitnessstudios. Museen und Theater sind dicht, damit sich die Menschen insgesamt weniger bewegen und begegnen, und auch deshalb, weil sich hier so einfach durchregieren lässt.

Solange das ganze Land stillsteht, mag das angehen. Was aber, wenn die Maßnahmen wieder schrittweise gelockert werden – wann ist dann die Kultur dran? Nach den Friseuren, Bordellen, Bars, als Letzte also? Weil die Kultur ja, wie es etwa Kanzleramtsminister Helge Braun ausdrückte, zum „Freizeitbereich“ gehört, der nachrangig zu behandeln ist gegenüber Geschäftsinteressen und schulischer Bildung?

Hört man die Politiker reden, liest man die Verordnungen der Länder, verfestigt sich der Eindruck: Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie an der Kultur haben. Sie scheinen in ihr einen im Ernstfall verzichtbaren Luxus zu sehen. Das verkennt dreierlei: Erstens ist die Kunstfreiheit im Grundgesetz geschützt, sie auszutrocknen durch Aufführungsverbote, verbietet sich auf Dauer. Zweitens dienen Museen und Konzerthäuser außer dem Vergnügen der allgemeinen Bildung, was sie auf eine Stufe mit Bibliotheken oder Universitäten stellt. Drittens hängen Millionen Arbeitsplätze an der Kulturbranche – viele davon ohne Tarifverträge und Chance auf Kurzarbeit.

– schreibt die sueddeutsche.de am 1.1.2021

Noch kein Geld aus der ersten Welle, schon folgt die nächste: Die Kultur sieht sich auf der Opferbank

Anderswo warten die Betriebe gebannt auf die kommenden Entscheide von Bund und Kantonen. Da und dort sehnen einzelne Kulturbetriebe sogar ein Tätigkeitsverbot herbei, weil erst so das ­Kriterium zur Beantragung von Staatshilfen, Ausfallentschädigungen, erfüllt wird. Die Rechnung ist einfach: Mit staatlichen Geldern fahren die Betriebe besser als mit dem verordneten eingeschränkten Betrieb mit weniger Zuschauern, weniger Vorstellungen und aufwendigeren Reinigungsarbeiten. WERBUNG

Was fast alle Kulturbetriebe bestätigen: Mit dem explosionsartigen Anstieg der Ansteckungszahlen hat das Publikumsinteresse deutlich abgenommen. Die zweite Welle vermiest ein Geschäft, das wegen der Einschränkungen ohnehin kaum kostendeckend ist. Staatshilfen wären willkommen.

– schreibt das tagblatt.ch am 28.10.2020

Die Party ist vorbei

Im Frühling stand der selbständige Tontechniker bereits einmal an diesem Punkt. Doch im April beschloss der Bundesrat die Corona-Erwerbsersatzentschädigung, wovon auch er Gebrauch machen konnte und so finanzielle Unterstützung erfuhr. «Nur mit der Unterstützung vom Bund, einigen neuen Streaming-Jobs und unseren Ersparnissen war es uns möglich, den Sommer gut zu überstehen.» Am 16. September jedoch lief diese Verordnung aus. Seither haben Selbständige wie Kündig keinen Anspruch mehr auf Erwerbsersatz.

– schreibt beobachter.ch am 23.10.2020

Vorhang zu? Kasse auf!

Für sogenannt Freischaffende aber, die als Unselbstständige von Kurzanstellung zu Kurzanstellung und von Auftrag zu Auftrag rennen, gibt es im Fall eines längeren Erwerbsausfalls bis heute nur eine Ausflucht: Sozialhilfe.

In diese Lücke fallen längst nicht nur Kulturschaffende. Allerdings sind sie so etwas wie die Avantgarde der Freischaffenden, schliesslich hat sich dieser zunächst durchaus attraktiv erscheinende Status ab den achtziger Jahren nicht zuletzt in der freien Szene herausgebildet.

Nun aber offenbart sich, wie realitätsfremd das Sozialversicherungssystem ist: So hat zum Beispiel eine Schauspielerin, die im Lauf der letzten 24 Monate von mehreren Theatern angestellt war und daneben den einen oder anderen Sprechauftrag erfüllte, noch immer nicht sicher Anspruch auf Arbeitslosengeld – dann nämlich, wenn sie in diesen 24 Monaten insgesamt nicht mindestens 12 Monate eine beitragspflichtige Tätigkeit ausgeübt hat und daher kein regelmässiges Einkommen vorweisen kann. Wer fleissig arbeitet, aber unregelmässig verdient, wird von der Arbeitslosenkasse ausgeschlossen.

– schreibt die woz.ch am 16.7.2020

Ein Grundeinkommen für Freischaffende

Als der Bund und Suisseculture Sociale 2007 und 2016 Berichte zu den Einkommensverhältnissen von Kulturschaffenden veröffentlichten, kam die finanzielle Tristesse ans Licht. Je nach Sparte waren es 40’000, 30’000 Franken und weniger, Tendenz sinkend zwischen den Erhebungen.

schreibe Rudolf Jula auf jounral.21.ch am 17.5.2020

Wir erhalten über Monate keine Gage

Als Künstler ist man immer ein Sonderfall (lacht). Auch jetzt fallen wir zwischen Stuhl und Bank. Wir sind nicht angestellt bei Knie, können also keine Kurzarbeit eingeben. Normalerweise haben wir jeden Tag einen anderen Veranstalter, jetzt aber sind es 190 Vorstellungen bei einem einzigen. Für uns geht’s wirklich um viel Geld. Zum einen erhalten wir über Monate keine Gage, zum anderen haben wir die halbjährige Vorarbeit, den Regisseur, die Requisiten und die Proben selber vorfinanziert. Im Normalfall holt man sich diese Investition durch Spielen wieder herein. Und hoffentlich noch etwas dazu, das man in die nächste Produktion investiert. Wir haben an zwei Orten um Unterstützung eingegeben, aber noch ist unklar, ob und wie viel wir allenfalls von wem bekommen. Das ist belastend.

– sagt Urs Wehrli im Interview mit der bzbasel.ch am 2.5.2020

Fashion Revolution Day

Mit dem Fashion Revolution Day wird der mehr als 1.100 ArbeiterInnen gedacht, die am 24. April 2013 beim Einsturz des Rana Plaza Gebäudes in Bangladesh starben. Nach dem größten Unfall in der internationalen Textilindustrie entstand eine Debatte über Bedingungen der ArbeiterInnen in der Fast Fashion Industrie: zu geringe Löhne, zu lange Arbeitszeiten, zu wenig Pausen, ungeschützter Umgang mit Chemikalien – nur um einige zu nennen.Das geht auch anders!

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2x ungerecht: Kopfsteuer mit hypothetischem Einkommen – bei Erwerbsausfall zählen nur die technischen Stunden.

Tiefe Einkommen leiden unter der Kopfsteuern wie Abgaben und die Krankenkassenprämien. Wer nun denkt, tiefe Einkommen erhalten Prämienvergünstigung, liegt falsch. Die Prämienvergünstigung ist an Bedingungen verknüpft. Wer z.B. das hypothetische Einkommen angerechnet bekommt, profitiert wenig vom Korrektiv durch Prämienvergünstigung. Es wird kaum an die grosse Glocke gehängt: Kopfsteuern sind weit verbreitet und nicht gerecht.

Bei Erwerbsersatz an der Gesundheitskrise kommt ein ähnliches Prinzip zur Geltung, wieder zu ungunsten tiefer Einkommen:

Eine Schneiderin (wohnhaft in Solothurn) hat sich um Erwerbsausfall-Ersatz bemüht. Der Ersatz wird auf 35.– statt 120.– / Tag festgelegt, weil der tatsächliche Kundenkontakt ja nur einen Teil der Arbeit ausmacht.

Ein Komedien (wohnhaft im Aargau) hat sich wegen Erwerbsausfall-Ersatz bemüht. Die Auftritte (Familien- / Firmenfeste, Pflegeheime) sind abgesagt. Das Amt hat entschieden: Die Stunden während der Auftritte wird vergüstet. Nicht die Vorbereitung, nicht die Spesen. Bei 4 Auftritten in vollen Häusern werden 4x 2 Stunden 90.– = 720.– vergütet.

Tiefe Einkommen erhalten nach härtest möglicher Formel, pro Stunde, Beschäftigt mit Bühnenpräsenz / Direktkontakt mit Kundschaft kaum Geld zum Überleben.

Dann wird es existenziell…

Das Land und ganz besonders die Schweizer Kulturlandschaft steht quasi still. Die Kulturschaffenden, oftmals selbstständige ArbeitnehmerInnen, sind dabei vom urplötzlichen Ausfall aller Öffentlichkeit besonders hart getroffen. Was Bund, Kantone, Verbände und KünstlerInnen unternehmen und ob die Krise auch einen winzigen positiven Aspekt haben könnte, erklärt Salva Leutenegger im Gespräch mit Anatole Fleck.

– sagt Salva Leutenegger im Gespräch mit Anatole Fleck von der pszeitung.ch am 3.4.2020

Metro Boutique reagiert auf Streik: Man sei an einer «schnellen und fairen» Lösung interessiert.

Am Mittwoch demonstrierte das Personal der Basler Metro Boutique zusammen mit der Gewerkschaft Unia. Die gemeinsame Forderung: ein Mindestlohn von 4000 Franken. Gegenüber der bz wollte die Direktion der Metro Boutique am Mittwoch nicht Stellung nehmen. Heute reagierte sie aber mit einer Pressemitteilung.

Darin heisst es: «Metro Boutique nimmt die Anliegen ihrer Mitarbeiter sehr ernst.» Es würden Gespräche geführt. Zusammen mit der Unia werde man eine Vereinbarung kommunizieren. Metro hält aber auch fest, dass einige Mitarbeiter mehr Lohn bekommen als die 3500 Franken, die am Mittwoch angeprangert wurden. «Ein wesentlicher Teil» der Mitarbeiter würde mehr verdienen.

schreibt die bzbasel.ch am 19.4.13

Massenentlassungen
wegen stornierter Aufträge

Nicht nur innnerhalb der Schweiz: Auch die Menschen in den armen Ländern, die unsere T-Shirts nähen, unsere Smartphones zusammensetzen oder den Kakao ernten, seine eine Schicksalsgemeinschaft. […] Seit der Schliessung der Kleidergeschäfte in Europa haben die grossen Markenfirmen ihre Bestellungen storniert und sich auf höhere Gewalt berufen. Das Resultat: Die Produzenten in den Entwicklungsländern bleiben auf riesigen Lagerbeständen von bereits produzierter Kleidung sitzen, für welche die Firmen nicht bezahlen wollen. Mangels Liquidität müssen die Fabriken im Süden schliessen und Millionen von Arbeiterinnen ohne Gehalt und ohne Abfindung nach Hause schicken.

schreibt Chantal Peyer, Fachfrau für Ethisch Wirtschaften auf brotfueralle.ch am 11.4.2020